Berlin Consulting Teamstory (2)
Der Weg zur Teamführung aus Sicht einer Mitarbeitenden

 

Foto Sabrina Buschow

Mit unserer Serie „Berlin Consulting Teamstory“ möchten wir Sie inspirieren, althergebrachte Wege in der Zusammenarbeit zu hinterfragen und neuen Ideen Raum zu geben. Dazu laden wir Sie ein, uns auf unserer Reise als teamgeführtes Unternehmen zu begleiten. Lesen Sie von unserem Start, unseren Ideen, guten und weniger guten Erfahrungen, von unseren Tiefschlägen und dem, was wir auf unserem Weg lernen.

 

Sabrina Buschow arbeitete bereits 10 Jahre lang als Beraterin, bevor sie ihren Sohn bekam. Genau in der Zeit, als sich Berlin Consulting von der alten Firma abspaltete, befand sie sich im Erziehungsurlaub. Sabrina kehrte Mitte 2018 in das – nun teamgeführte – Unternehmen zurück.

 

Sabrina, du bist nach deinem Erziehungsurlaub zurückgekehrt in ein „neues“ Unternehmen Berlin Consulting, das teamgeführt wurde. Wie war das für dich?

Nach einem Jahr Auszeit vom beruflichen Leben, war ich gespannt, aber auch etwas besorgt, wie mein weiterer Werdegang in der neuen Firma sich gestalten würde. Da gab es zum einen die Frage nach meiner neuen Rolle. Mir war von Anfang an klar, dass ich auch weiterhin beratend tätig sein und nicht komplett im Back-Office verschwinden wollte. „Aber wie kann ich als frisch gebackene Mama mit stark eingeschränkter Reisetätigkeit und in Teilzeit noch meinen Beruf der Unternehmensberaterin ausfüllen?“ fragte ich mich. Diese Frage stellte nicht nur ich mir, sondern auch das Team. Und dann sind wir kurzentschlossen alle ins Risiko gegangen und haben es einfach ausprobiert. Es funktioniert! Ich habe eigene Projekte am Standort Berlin und unterstütze auswärtige Projekte von hier aus.

 

Die andere Frage, die mich bei meiner Rückkehr sehr beschäftige, war die nach den veränderten Rollenmustern: „Wie arbeiten meine langjährigen Kollegen heute zusammen? Was hat sich verändert? Hat Marco es geschafft, in der kurzen Zeit seine Rolle als Chef abzulegen?“ Wir arbeiten alle schon seit vielen Jahren zusammen, daher war ich gespannt, ob sich die Rollenmuster schon innerhalb der ersten acht Monate geändert haben konnten. Die größte Herausforderung für mich, so dachte ich damals, ist es, meine persönlichen Verhaltensmuster gegenüber meinem „alten Chef“ anzupassen und ihn als gleichwertiges Teammitglied zu sehen und ihm auf Augenhöhe zu begegnen. Ich habe nach meiner Rückkehr jedoch schnell erkannt, dass es von seiner Seite hier schon eine große Veränderung gab, diese aber noch nicht abgeschlossen war und es vermutlich auch noch nicht ist.

 

Es bedarf viel Arbeit auf beiden Seiten, diese neuen Rollen mit Leben zu füllen. Der Chef muss seine Verantwortung teilen und die Mitarbeiter müssen lernen, diese Verantwortung auch zu übernehmen. Aber ich glaube, wir sind auf einem sehr guten Weg.

 

Was macht für dich den größten Unterschied, welches ist die größte Veränderung in der Zusammenarbeit?

Da gibt es zwei Punkte: Die Mitentscheidung aller unternehmerischen Angelegenheiten und die damit einhergehende Verantwortung sowie die Arbeit auf Augenhöhe in einem echten Team – ohne Hierarchien und ohne Chef. Kurz gesagt: Mehr Verantwortung, aber auch mehr Spaß am Job!

 

Mir waren sowohl die hohe Eigenverantwortung als auch die Arbeit in einem Team aus der Projektarbeit bereits sehr vertraut, aber in einem teamgeführten Unternehmen hat dies nochmal eine neue Ebene erreicht. In alle unternehmerischen Entscheidungen einbezogen zu werden, ohne die Verantwortung dann am Ende auf einen Chef delegieren zu können, ist nicht immer leicht. Auch unangenehme Entscheidungen müssen getroffen werden und stellen das gesamte Team immer wieder vor neue Herausforderungen, auch emotional. Jeder Einzelne muss erst lernen, hierfür Verantwortung zu übernehmen bzw. abzugeben. Das Positive daran: man kann die Zukunft des Unternehmens aktiv mitgestalten.

 

Haben sich deine Haltung oder dein Denken verändert?

Ja, allerdings brauchte das seine Zeit. Heute, fast ein Jahr nach meinem Wiedereinstieg, würde ich sagen, dass ich auf jeden Fall unternehmerischer denke. Nicht immer, aber immer häufiger. Früher habe ich viele Entscheidungen einfach der Geschäftsführung überlassen, mich zurückgelehnt und gedacht, „die werden schon wissen, was das beste für die Firma ist“. Heute mit der Transparenz aller Zahlen und dem Verständnis für die Gesamtzusammenhänge und wirtschaftlichen Konsequenzen, berücksichtige ich bei meinen Entscheidungen nicht nur meine persönliche Sicht auf die Dinge, sondern auch die Interessen der Firma. Das zeigt sich insbesondere bei Recruiting-Entscheidungen und Gehaltsverhandlungen. Beides sehr sensible Themen, die in einem teamgeführten Unternehmen, in dem das gesamte Team entscheidet und alle Gehälter und Ergebniszahlen allen bekannt sind, ganz anders zu bewerten sind als in klassischen hierarchischen Strukturen.

 

Würdest du dir eine Rückkehr in ein hierarchisch geführtes Unternehmen wünschen?

Nein. Im Moment bin ich mit der teamgeführten Zusammenarbeit sehr glücklich. Auch wenn es immer mal wieder Situationen oder Entscheidungen gibt, die man lieber wieder an einen Chef delegieren würde. Aber auch schwierige Entscheidungen gehören nun mal dazu.

 

Was würdest du anderen Teams mit auf den Weg geben wollen, die zu einer Teamführung wechseln möchten?

Es ist ein langer und manchmal auch schwieriger Weg, aber es lohnt sich. Das Zusammenarbeiten auf Augenhöhe, die hohe Eigenverantwortung und Selbständigkeit, das Vertrauen aller Kollegen, das Mitgestalten der Zukunft – all das mündet am Ende in eine höhere Zufriedenheit und mehr Spaß im Job.

 

Wichtig auf den Weg dahin ist das beständige Hinterfragen, Bewerten und Anpassen der Verhaltensmuster und Arbeitsweisen. Wir führen in unseren Teammeetings zum Beispiel regelmäßig Reviews einzelner Situationen, Aktivitäten oder Vorgehensweisen durch. Dinge, die gut funktionieren, behalten wir bei oder bauen sie noch aus. Dinge, die nicht so gut funktioniert haben, passen wir an und versuchen sie im nächsten Anlauf besser zu machen. Es dauert manchmal lang, bis wir den richtigen Weg gefunden haben. Wir arbeiten bei einigen Themen immer noch daran. Das betrifft vor allem das wohl schwierigste Thema in einem teamgeführten Unternehmen: Gehaltsverhandlungen.

 

Ich würde sagen, der wichtigste Erfolgsfaktor liegt darin, dass jeder Einzelne hinter dem teamgeführten Ansatz steht und bereit ist, kontinuierlich daran zu arbeiten, als echtes Team zusammenzuwachsen und zu interagieren. Hierzu gehört auch, sich regelmäßig offenes Feedback zu geben und Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen. Ungeklärte und unausgesprochene Konflikte belasten auf lange Sicht das Teamgefüge und kommen vor allem in kritischen Situationen immer wieder hoch. Das macht nicht immer Spaß und ist emotionale Höchstleistung, aber es lohnt sich wirklich.



1. Teil: Warum teil der Chef die Macht? 3. Teil: Erste Schritte als teamgeführtes Unternehmen 4. Teil: Endlich gute Meetings! Übersichtsseite Berlin Consulting Teamstory