Berlin Consulting Teamstory (3)
Erste Schritte als teamgeführtes Unternehmen

 

Foto des Besprechungsraums von Berlin Consulting

Mit unserer Serie „Berlin Consulting Teamstory“ möchten wir Sie inspirieren, althergebrachte Wege in der Zusammenarbeit zu hinterfragen und neuen Ideen Raum zu geben. Dazu laden wir Sie ein, uns auf unserer Reise als teamgeführtes Unternehmen zu begleiten. Lesen Sie von unserem Start, unseren Ideen, guten und weniger guten Erfahrungen, von unseren Tiefschlägen und Erfolgen. Und vor allem von dem, was wir auf unserem Weg gelernt haben.

 

Am 1.1.2018 startet Berlin Consulting als teamgeführte Unternehmensberatung; gegründet von Marco Olavarria, der zuvor fast 20 Jahre lang Chef einer klassisch hierarchischen Unternehmensberatung war. Gemeinsam mit seinem Partner legte er dort die Unternehmensstrategie fest, entschied Neueinstellungen, führte jährliche Mitarbeitergespräche, entschied über Gehälter, Urlaube, Fortbildungen und machte all das, was Chefs eben so tun.

 

Neue Horizonte

Mit der Recherche zu seinem Buch „Orgazign – Unternehmen lebenswert gestalten“ tauchte Marco tief in Unternehmensideen ein, die völlig anders waren als das, was er bis dato lebte. Inspiriert durch Frederique Lalouxs „Reinventing Organisations“ fragte er sich, ob er zukünftig nicht anders arbeiten wollte. Warum nicht ein Unternehmen gründen, bei dem alle Mitarbeitenden wirklich an einem Strang ziehen können? In dem jeder alles weiß, um mit diesem Wissen fundierte, gute, kluge Entscheidungen treffen zu können. Wo jeder nach seinen Stärken und zum Wohl des Ganzen agiert und Feedback kein Synonym für Kritik ist, sondern als etwas Gutes gesehen wird. In dem der Chef überflüssig ist, weil alle gleichermaßen in die Verantwortung gehen?

 

Diese Idee stellte er seinem Team vor, mit dem er in Berlin zusammenarbeitete und holte sich das Commitment von sechs Beraterinnen und Beratern ein, die bei einer neuen Art der Zusammenarbeit dabei sein wollten. Trotz dieses Commitments gab es gleich zu Anfang eine herbe Enttäuschung: Eine Mitarbeiterin überlegte es sich ganz plötzlich anders und nahm das Jobangebot eines Kunden an. Gerade in der Anfangsphase ein Tiefschlag, aber kein Grund, nicht weiterzumachen.

 

Es geht los

Das nun sechsköpfige Team traf sich zu seinem ersten Teammeeting. Das war aufregend! Da wir uns von einer größeren Beratung abgespalten hatten und alle Ballast aus der Vergangenheit mit sich herumtrugen, starteten wir mit einer besonderen Idee: Jeder schrieb einen Brief ans Team. Diese Briefe beantworteten zwei Fragen: „Welche positiven und negativen Erlebnisse hatte ich in den letzten Monaten im Job?“ und „Welche guten Dinge nehme ich mit, welche lasse ich los, weil ich sie nicht mehr brauche?“ Das half sehr beim Loslassen von Altem und wir verstanden alle viel besser, was in den anderen vorging. Anschließend tauschten wir unsere Erwartungen an unsere zukünftige Zusammenarbeit als Team aus. Das schaffte Nähe und Verständnis füreinander. Spannend war, dass sich in zwei Punkten fast alle das gleiche wünschten: Ein Team, mit dem sie gern zusammenarbeiten und eine offene Feedbackkultur.

 

Was nicht alles schief gehen kann

Die Anfangsphase als Berlin Consulting war hart. Alle Berater arbeiteten auf ihren Projekten am Limit und hielten ihre Auslastung so hoch wie möglich, um die Firma zu stützen. Außerdem gab es gefühlte 1.000 administrative Vorgänge zu erledigen, von denen 80 Prozent auf Dienstleisterebene nicht rund liefen. Schon erstaunlich, wie schwierig es in unserem gut organisierten Deutschland ist, eine Firma zum Laufen zu bringen. Sei es unser Stromversorger, der unfassbare vierteljährliche Strom-Abschlagszahlungen für unser 200-qm-Büro von 13.000 Euro festsetzte oder die Telekom, die wahrscheinlich das erste Mal in ihrer Geschichte einen Vertrag vor Ablauf der Mindestvertragslaufzeit unangekündigt beendete und uns damit zehn Tage lang von Internet und Telefon abschnitt. Ein Albtraum.

 

Wir üben uns in Teamführung

Doch es gab auch Vieles, was sich bewegte und was uns glücklich machte: Die Website nahm Gestalt an, unser umgestalteter Teamraum sah super aus und das neue Corporate Design gefiel uns richtig gut. Stück für Stück funktionierten die Dinge immer reibungsloser. Und wir übten uns in Teamführung. Der eine im Zurücknehmen, der andere im In-die-Verantwortung-gehen. Marco, der bisher als Chef die Zügel in der Hand hatte, nahm sich sehr zurück. Nach 20 Jahren traditioneller Führungserfahrung bestimmt auch nicht einfach. Unser erster Lakmustest als Team war der Wunsch eines Mitarbeiters nach einer Gehaltserhöhung. Gemeinsam fanden wir im Teammeeting eine von allen akzeptierte Lösung. Dabei lernten wir, wie emotional es sich für alle anfühlt, eine Gehaltsverhandlung im Team zu führen. Viel emotionaler als nur mit dem Vorgesetzten, wo beide Seiten ganz selbstverständlich taktierten.

 

Wir finden als Team neu zusammen und üben uns in neuen Verhaltensweisen. In Ehrlichkeit, Verantwortung, unternehmerischem Denken und in 100 Dingen mehr. Das ist belebend und anstrengend, aufregend und lehrreich, inspirierend und manchmal frustrierend. Aber wir sind froh, dass wir uns auf diese Reise gemacht haben.

 

(von Sabine Olavarria)

 



1. Teil: Warum teilt der Chef die Macht? 2. Teil: Der Weg zur Teamführung aus Sicht einer Mitarbeitenden 4. Teil: Endlich gute Meetings! Übersichtsseite Berlin Consulting Teamstory