Die Berlin-Consulting Teamstory
100 Tage Teamführung

Foto Johannes Liebmann

Johannes, wie hast du deine ersten Monate in unserem teamgeführten Unternehmen erlebt?
Für mich war das tatsächlich eine große Veränderung. Ich war zuvor in Unternehmen tätig, die sich zu Recht eine flache Hierarchie attestieren, aber im Vergleich zu Berlin Consulting alles andere als hierarchiefrei waren (und auch damit recht erfolgreich). Die größte Umstellung war, dass es nicht eine einzelne Person gibt, an die man sich wendet, wenn man eine Entscheidung benötigt. Sich gleich an das ganze Team zu richten, allen einen Vorschlag zu unterbreiten oder eine Frage zu stellen, fühlt sich erst mal sehr fremd an.

 

Wie bist du damit umgegangen?
Ich glaube, dass mir der Umgang damit vielleicht sogar leichter fällt als anderen Kollegen bei Berlin Consulting, die früher bereits unter anderen Vorzeichen, also noch in einem klassischen, hierarchischen Umfeld zusammengearbeitet haben. Da merkt man schon, dass ab und zu noch alte Muster durchscheinen. Ich habe mir von Anfang an vorgenommen, die Teamführung konsequent zu leben, also selbst zu entscheiden, wo möglich, und das Team zu konsultieren, wenn nötig. Das hat sehr gut funktioniert.

 

War dein Wechsel in ein teamgeführtes Unternehmen eine bewusste Entscheidung?
Ja, ich glaube auch nicht, dass es irgendjemanden gibt, der so eine Entscheidung nicht bewusst trifft, also ohne sich mit der Idee dahinter auseinanderzusetzen. Für mich war und ist Teamführung eine gelungene Mischung aus hoher Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit einerseits und aus hoher Professionalität und Leistung durch Austausch und Unterstützung im Team andererseits.

 

Gibt es auch Nachteile gegenüber klassisch organisierten, hierarchisch geführten Unternehmen?
Echte Nachteile habe ich noch nicht kennengelernt. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass Hierarchie unter bestimmten Umständen besser funktionieren kann. Das wird insbesondere dann der Fall sein, wenn die Mitarbeiter gar nicht daran interessiert sind, selbst große Entscheidungen zu treffen und damit Verantwortung zu übernehmen. Das ist dann aber nichts, worüber sich die Führungskraft an der Spitze der Pyramide freuen sollte.

 

Und gab es in deinen ersten 100 Tagen bei Berlin Consulting bereits Fälle, in denen Teamführung nicht funktioniert hat?
Glücklicherweise noch nicht, allerdings sind 100 Tage auch keine lange Zeit. Insbesondere typische, potentiell konfliktreiche Personalthemen wie Gehaltsverhandlungen oder den Umgang mit persönlichen Fehlern habe ich in dieser Zeit auch noch nicht miterleben dürfen. Das stelle ich mir spannend vor. Ich möchte es lieber einmal andersherum versuchen zu bewerten: Aus klassischen Unternehmen kommend, gibt es bestimmte Phänomene und Verhaltensweisen, die in teamgeführten Organisationen nicht funktionieren werden. Sich mit fremden Lorbeeren zu schmücken oder anderen schlechte Entscheidungen in die Schuhe zu schieben dürfte schwer werden, wenn jeder grundsätzlich an der Entscheidung beteiligt war. Ich glaube auch, dass es weniger Raum für taktische Spielchen und Politik gibt, wenn sich Mitarbeiter selbst führen. Und das ist doch ein grundlegender Vorteil.

 

Würdest du deinen früheren Kollegen raten, sich teamgeführt aufzustellen?
Zumindest sich einmal intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es muss ja nicht gleich überstürzt eine Revolution ausgerufen werden. Aber es ist sicher empfehlenswert, sich mit den eigenen Entscheidungs- und Kommunikationswegen, Führungsinstrumenten und der Unternehmenskultur auseinanderzusetzen und zu überprüfen, was besser gemacht werden kann. Insbesondere für Unternehmen mit ausgeprägter Hierarchie und ohne Hang zu basisdemokratischen Experimenten ist es sicher ein langer Weg, der gut gewählt und vorbereitet sein muss.



1. Teil: Warum teilt der Chef die Macht? 2. Teil: Der Weg zur Teamführung aus Sicht einer Mitarbeitenden 3. Teil: Erste Schritte als teamgeführtes Unternehmen 4. Teil: Endlich gute Meetings Übersichtsseite Berin Consulting Teamstory